Als Hätte man auf uns gewartet

By Stefanie Flamm, published in DIE ZEIT in 11-10-2012

In Prag lauert der Zauber hinter jeder Ecke. Eine Tramfahrt vom Hradschin bis in die Bierkaschemme.”

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Was sind das für Menschen, die behaupten, Prag sei die Magie abhanden ge kommen? Sind sie blind oder blöd oder einfach so verliebt in die alten Schwarz-Weiß-Fotos von der zerbröckelnden Stadt, dass sie gar nicht merken, was da unter den Gerüsten zum Vorschein kam? Die lebensgroße Steinmutter, die auf einer Säule an der Spálená-Straße mit entblößter Brust ein Still-in veranstaltet, könnte man noch als frivole Entgleisung abtun. Doch was ist mit dem heiligen Hubertus, der drüben auf der Malá Strana, der Kleinseite, so comichaft seinen Hirsch anbetet, dass es schon an Blasphemie grenzt? Mit den Totenköpfen auf dem Jugendstilhaus in Vinohrady, den riesenhaften Stuckbabys, die wohlgenährt auf einem Fassadenvorsprung in der Národní t?ída herumtanzen?